7. Wie wir uns Materialien und Wissen zur Verfügung stellen – Wissensmanagement

Der Austausch von Informationen und Wissen ist zum wichtigen Bestandteil der schulischen Arbeit von Lehrpersonen geworden. In diesem Kapitel halten Sie fest, wie Sie das Wissensmanagement im Bereich von Medien und ICT regeln wollen.

Inhalt (Medien- und ICT-Konzept)

Vergleiche Medien- und ICT-Konzept deiner Schule.

Umsetzung

Hier tragen wir zusammen, welche Zeitgefässe, Verfahren und Instrumente für den gezielten Austausch von Informationen, Wissen und Materialien innerhalb der Schule eingesetzt werden. Wir stellen fest, wie die Zusammenarbeit und der bewusste Austausch innerhalb der Schule gefördert und gepflegt werden.

Wir überlegen, wie digitale Medien und ICT den Prozess der Zusammenarbeit und den gegenseitigen Austausch unterstützen und fördern können. Wir bestimmen die Arbeitsbereiche  und die Personenkreise, die davon profitieren sollen.

Erläuterungen und Hintergrundinformationen

Bis vor wenigen Jahren hatten Teamarbeit und Wissensmanagement an Schulen einen viel geringeren Stellenwert als heute. Dies hat sich stark verändert. Lehrpersonen sind einer Flut von berufsbezogenen Informationen ausgesetzt, die sie nur im Team kooperativ bewältigen können. Der Austausch von Informationen und Wissen wird dadurch zum wichtigen Bestandteil der schulischen Arbeit von Lehrpersonen.

Digitale Medien und ICT sind lediglich ein kleiner Bestandteil im Prozess der schulinternen Zusammenarbeit.

Ziele der Zusammenarbeit in der Schule

«Ziel ist eine Schule, deren Mitglieder so miteinander kooperieren und kommunizieren, dass die Einzelnen in ihrer Aufgabenerfüllung unterstützt, das Kollegium in seiner Handlungsfähigkeit und Leistungsfähigkeit gestärkt sowie die Qualität und das Profil der ganzen Schule stetig weiterentwickelt werden» (Quelle: Auszug aus Handbuch Schulqualität, Kap. 6.8).

Ebenen der Zusammenarbeit und des Wissensaustausches

Ebene Unterricht

Die Berufsanforderungen verlangen, dass Lehrpersonen sowohl in Bezug auf die Unterrichtsinhalte, als auch in Bezug auf die Didaktik des Unterrichtes up-to-date sind. Dieser Prozess ist aufgrund der explosionsartigen Vermehrung der verfügbaren Informationen komplex und aufwändig. Den Ansprüchen können nur Schulen gerecht werden, in denen Lehrpersonen erworbenes Wissen und vorhandene Materialien austauschen. Dazu gehören zum Beispiel:

  •  Planungsunterlagen und Materialien zu selbst erarbeiteten Unterrichtssequenzen
  •  Arbeitsblätter zu bestimmten Themen aus Lehrmitteln
  •  Hinweise auf erprobte Unterrichtsmaterialien
  •  Links zu praxistauglichen Internetangeboten
  •  …

Digitale Medien können den Austausch vereinfachen. Es bleibt allerdings wichtig, Informationen nur denjenigen Personen zugänglich zu machen, die einen berechtigten Anspruch darauf haben. Sensible und personenrelevante Informationen (z.B. Berichte zu einzelnen Lernenden) gehören nicht in allgemeine Ablagegefässe der Schule, auf die alle Lehrpersonen Zugriff haben.

Ebene Schulorganisation

Lehrpersonen arbeiten als Kollegium und in verschiedenen Sub-Teams der Schule zusammen. Den einzelnen Teams sind dabei meist verschiedene Themenbereiche zugewiesen, die es zu bearbeiten gilt: Sonderpädagogische Themen, Unterrichtsentwicklung in Stufenteams, Organisation von Schulanlässen u.a.m. Im Zuge dieser Arbeiten entstehen vielfältige Materialien für das Kollegium, es werden Termine vereinbart, Protokolle geschrieben und Vereinbarungen verschriftlicht.

Für den Austausch von Informationen und Unterlagen können verschiedene Kommunikationskanäle genutzt werden (siehe Kap.11: Wie wir kommunizieren). Dies macht hauptsächlich beim Austausch unter Einzelpersonen Sinn.

Sobald mehrere Personen involviert sind, ist es angebrachter, diese gemeinsam benötigten und genutzten Informationen und Dokumente an einem vereinbarten Ort klar strukturiert abzulegen. Dort haben alle Personen Zugriff auf die aktuellsten Dokumentversionen und es entsteht ein Archiv aller verfügbaren Dokumente. Dazu gehören unter anderem:

  • Schulprogramm und Jahresplanung
  • Beschlussprotokolle von Sitzungen und Besprechungen
  • Interne Teamagenda
  • Materialien zu Schulanlässen, z.B. Sporttag, Projektwoche (Planung, Ablauf, Dokumente)
  • Aktuelle Reglemente der Schulgemeinde
  • Formulare der Schule (Lagerabrechnungen, Antragsformulare u.a.)

Standbeine des Wissensmanagements

Der Austausch von Informationen und Wissen hat in der Schule schon immer stattgefunden. Oft geschieht er jedoch zufällig und beschränkt sich auf einzelne Personen, die gegenseitig profitieren. Die digitalen Medien können helfen, den Austausch auf die ganze Schule zu übertragen.

Der bewusste und systematische Austausch von Informationen und Wissen baut auf drei zentralen Standbeinen auf (siehe Reinmann-Rothmeier et al., 2001):

Mensch

Die Menschen sind die Triebfedern des Austausches. Ihre Kenntnisse, Fähigkeiten und Kompetenzen müssen gezielt gefördert werden.

Schule als Organisation

Es müssen günstige Rahmenbedingungen geschaffen werden für den Umgang und den Austausch von Informationen und Wissen. An Schulen sollen z.B. gezielt Zeitgefässe für den Austausch bezeichnet werden. Es muss eine lern- und wissensfreundliche Kultur angestrebt werden.

Technik

Die technischen Austauschmöglichkeiten, z.B. digitale Dateiablagen, müssen so einfach und nutzerfreundlich gestaltet sein, dass sie die Bestrebungen des Wissensmanagements unterstützen.

Schulen bzw. deren leitungsverantwortliche Personen müssen sich bewusst sein, dass es nicht ausreicht, für den Austausch von Informationen und Wissen lediglich die technischen Mittel bereitzustellen. Allein das Vorhandensein einer internen Dateiablage (Technik) führt zum Beispiel noch nicht zu einer gewinnbringenden Nutzung. Um diesem Ziel näher zu kommen, müssen die Lehrpersonen (Mensch) durch Weiterbildungen und Unterstützung befähigt werden, diese nutzen zu können. Zudem muss der Austausch eine gewisse Wichtigkeit innerhalb des Teams erhalten, z.B. indem für die Austauschbemühungen Zeitgefässe zur Verfügung gestellt werden (Organisation).

Einsatz digitaler Austauschplattformen in der Praxis

Eine Auswahl an möglichen digitalen Austauschkanälen wird im Kapitel 7.1 aufgezeigt. Generell bietet das Erfassen und Austauschen von Informationen und Wissen mit Hilfe von digitalen Medien einige Vorteile:

  • Informationen werden an einem Ort aktuell gehalten.
  • Materialien sind für alle berechtigten Personen zugänglich.
  • Dateien können ort- und zeitunabhängig eingestellt, angepasst oder gelöscht werden.
  • Informationen sind durchsuchbar (Suchfunktion).
  •  …

Allerdings stossen digitale Austauschplattformen auch an Grenzen:

Unterrichten ist eine hochkomplexe Angelegenheit, die ein hohes Mass an implizitem Wissen erfordert. Dieses Wissen kann nicht ohne Weiteres verbalisiert und verschriftlicht werden. Falls es überhaupt möglich wäre, würde es einen enormen Aufwand bedeuten, wenn Lehrpersonen aufschreiben müssten, wie sie etwas genau gemacht haben: Wie bist du mit dem schwierigen Schüler umgegangen? Wie hast du den Einstieg genau organisiert? Wie bist du bei der Verteilung der Theaterrollen vorgegangen? Den Aufwand der Verschriftlichung kann niemand auf sich nehmen.

Digitale Austauschplattformen sollen aber nicht nur dazu dienen, Materialien auszutauschen, sondern vor allem dazu, Menschen zusammenzubringen.

Digitale Austauschplattformen sollen aber nicht nur dazu dienen, Materialien auszutauschen, sondern vor allem dazu, Menschen zusammenzubringen. Ergänzend zu einer digitalen Dateiablage könnte innerhalb der Schule ein durchsuchbares Expertenverzeichnis geführt werden. Jede Lehrperson verfügt darin über eine eigene Seite bzw. über ein eigenes Profil. Hier wird stichwortartig sichtbar gemacht, über welches Expertenwissen eine Person verfügt. Beispiele:

  • Expertin in Geräteturnen
  • Durchführung des Musicals «Singen macht fröhlich» mit Elternunterstützung (2012)
  • Vertiefter Einsatz der Lernsoftware «Zahlenblitz»
  • Grosses Wissen, viele Bücher zum «Leben im Mittelalter»

Empfehlungen zur Einführung digitaler Austauschplattformen

Die Einführung von digitalen Austauschplattformen sollte in kleinen Schritten erfolgen. Folgende Empfehlungen erleichtern die schrittweise Einführung von digitalen Austauschgefässen:

Projektartiger Einstieg

Ein zeitlich und inhaltlich begrenzter Einstieg zeigt allen beteiligten Personen die Möglichkeiten auf. Die dadurch gewonnenen Erkenntnisse dienen für die weitere Zusammenarbeit.

Freiwillige Teilnahme

Der gegenseitige Austausch setzt die Bereitschaft der einzelnen Personen voraus. Ein Zwang macht keinen Sinn. Destruktives Verhalten von Personen kann den Austausch der Schule erschweren.

Themenexperten und Verantwortlichkeiten

Bestimmen Sie Personen, die für ein bestimmtes Thema verantwortlich sind. Diese interessieren sich für die Aktivitäten der Lehrpersonen und Klassen in ihrem Themenbereich. Sie betreuen auf der Austauschplattform ihren Bereich. Sie ermuntern Kolleginnen und Kollegen, ihr Expertenwissen dort sichtbar zu machen. Sie löschen alte und überflüssige Informationen und Unterlagen.

Weblinks und Literatur