8.1 Lehrpersonen

 In diesem Kapitel beschreiben Sie, welchen Anforderungen Lehrpersonen an Ihrer Schule im Bereich Medien und ICT zu genügen haben, und wie die Weiterbildung der Lehrpersonen geregelt werden soll.

Inhalt (Medien- und ICT-Konzept)

Vergleiche Medien- und ICT-Konzept deiner Schule.

Umsetzung

Das ICT-Beratungsteam plant zusammen mit der Schulleitung Weiterbildungsanlässe im Bereich Medien und ICT über die Zeitdauer von einem Jahr für das Kollegium. Die Anlässe sollen sich in Zeitdauer und Inhalt unterscheiden. Zudem sollen die persönlichen Kompetenzen der einzelnen Lehrpersonen berücksichtigt werden. Die Angebote sollen aktuelle Themen sowie grundlegende Aspekte der Medienbildung aufnehmen und attraktiv beworben werden.

Die Schulleitung muss eine hohe individuelle Qualifizierung jedes Team-Mitgliedes anstreben. Dies könnte sie erreichen, indem sie von jeder unterrichtenden Person ein Zertifikat verlangt. Diese Einheitlichkeit ist jedoch nicht anzustreben sondern eine individuelle Förderung.

Das Mitarbeitergespräch dient der Schulleitung als Instrument zur Lenkung. Sie kann die Lehrpersonen durch eine geeignete Weiterbildung fördern oder – wenn nötig – eine solche verordnen. Zudem ist sie zusammen mit der Schulpflege dafür verantwortlich, dass im Schulteam eine pädagogische Medien- und ICT-Beratung aufgebaut wird. Dementsprechend motiviert sie geeignete Lehrpersonen, die dafür nötige Weiterbildung anzugehen. Die Schulleitung sorgt für die notwendigen finanziellen Mittel und plant personelle Ressourcen ein.

Jede Lehrperson muss ihren Weiterbildungsbedarf im Bereich von Medien und ICT in erster Linie selber definieren. Ihren Bedarf oder eine für sie mögliche Entwicklungsrichtung soll sie mit der Schulleitung besprechen. Dabei ist sowohl auf die Ziele der Weiterbildung wie auch auf die zeitlichen Ressourcen einzugehen. Gleichzeitig soll die Finanzierung besprochen und festgeschrieben werden. Grössere Weiterbildungsanliegen werden in der Mitarbeiterbeurteilung als Zielsetzung festgehalten.

Erläuterungen und Hintergrundinformationen

Die Weiterbildung für Lehrpersonen soll im Bereich «Medien und ICT» verschiedene Eckwerte berücksichtigen.

Die Weiterbildung für Lehrpersonen soll im Bereich «Medien und ICT» verschiedene Eckwerte berücksichtigen. So hat sie den Erfordernissen einer berufsorientierten Weiterbildung und den Aspekten einer betrieblichen Weiterbildung zu genügen. Sie muss den Berufsauftrag der Lehrpersonen berücksichtigen und Gedanken der EDK, des LCH und des ZLV bezüglich Weiterbildung aufnehmen.

Ziele der Weiterbildungsangebote können die Erweiterung der eigenen Grundkompetenz sein, wie auch Medien und ICT im Unterricht gewinnbringender einsetzen zu können. Dazu sind unterschiedliche Weiterbildungsformen und Orte mit einzubeziehen. Diese reichen von Workshops und Ateliers über kollegiale Beratung bis hin zu umfangreichen CAS. Informelles Lernen wird durch die Besuche von themenspezifischen Tagungen gefördert.

Die Lehrperson plant ihre Weiterbildung auf Grund eines Bedürfnisses nach persönlicher Kompetenzerhöhung und nutzt sie als Bereicherung für ihren Berufsalltag. Sie kann mit einer Weiterbildung eine Vertiefung ihrer Kompetenzen bezüglich Medien und ICT anstreben. Der Abschluss kann zu einer Veränderung ihres Wirkungsfeldes in der Schule führen. Wünschenswert wäre, wenn die Schulleitungen die Lehrpersonen bezüglich Weiterbildung unterstützen würden.

Ob Zertifikate für Lehrpersonen im Bereich Medien und ICT zwingend anzustreben sind, entscheidet die Schulgemeinde. Ein Zertifikat garantiert ein Mindestmass an Kompetenzen. Diese zu erlangen, erfordert zeitliche und finanzielle Ressourcen. Zertifikate sind nicht die einzige Form, Kompetenznachweise zu erbringen. Lehrpersonen, die Medien und ICT seit langem erfolgreich in ihren Unterricht integrieren, empfinden es durchwegs als unangebracht, einen Nachweis erbringen zu müssen. Schulleitung und Schulpflege entscheiden, ob sie alle Team-Mitglieder gleich behandeln wollen. Verpflichtende kollegiale Beratung und kooperative Lernanlässe sind vernünftige Alternativen.

Der Bericht aus dem Jahr 2010 des «Instituts für Bildungsevaluation der Universität Zürich» (IBE) ist für anstehende Entscheide bezüglich Weiterbildung hilfreich. Das Kapitel 6 widmet sich diesem Thema. Es geht stufenspezifisch auf besuchte Weiterbildungen ein und lotet das Interesse der Lehrpersonen an Weiterbildungen im Bereich Medien und ICT aus. Das Kapitel 6.3 zeigt die Einflüsse bezüglich Interesse an Weiterbildungen in diesem Bereich auf. Diese gilt es für die Entscheidungsträger zu analysieren, um Schlüsse für ihre Schule zu ziehen.

Bezüglich der Zertifikate soll die im Kapitel 6.4 (Diskussionen der Ergebnisse mit der Praxis) gemachte Aussage berücksichtigt werden. Dort wird darauf hingewiesen, dass Personen mit einem geringen Interesse an Medien und ICT speziell für die Weiterbildung motiviert werden müssen.

Lehrpersonen

Der zweckmässige Einsatz von Medien und ICT im Unterricht ist für die Lehrpersonen eine Herausforderung. Die schnell wechselnden Angebote und Möglichkeiten im Umgang mit Medien und ICT fordern von ihnen sowohl Basiskompetenzen in der Nutzung von Standard-Software (Office-Programme, Umgang mit dem Internet sowie E-Mail) wie auch Kenntnisse der Medienbildung. Zudem müssen die Lehrpersonen in der Mediendidaktik fit sein. Die Mediendidaktik meint: «Sie beschäftigt sich mit der Funktion und Bedeutung von Medien in Lehr- und Lernprozessen, wie das Lehren und Lernen durch den Medieneinsatz besser und effizienter gestaltet werden kann und welche Voraussetzungen, Implikationen und Konsequenzen dies hat» (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Mediendidaktik|Wikipedia> Mediendidaktik, 15.2.2012).

Wie die Umfrage aus dem Jahre 2010 (IBE) zeigt, «fühlen sich über alle Schulstufen hinweg durchschnittlich 86% der Lehrpersonen kompetent, den Computer zur Unterrichtsvorbereitung einzusetzen» (Eigeneinschätzung). Über 90% nutzen dazu ein Textverarbeitungsprogramm oder das Internet. Die Lehrpersonen fühlen sich jedoch gemäss ihrer Eigeneinschätzung massiv weniger kompetent, Medien und ICT im Unterricht einzusetzen (S. 24). Dieses Bild deckt sich mehr oder weniger mit der Fremdeinschätzung durch die ICT-Verantwortlichen und die Schulleitungen.

Diese Erkenntnis hat das Weiterbildungsangebot für Lehrpersonen zu berücksichtigen.

Die meisten Lehrpersonen schätzen sich bezüglich Medienkompetenz klar kompetenter ein als ihre Schüler (S. 24). Diese Aussage wird in Fachkreisen eher skeptisch beurteilt. Das Interesse an Weiterbildungen zum Thema «Schule in der Mediengesellschaft» ist jedoch klein (S. 51).

Auf Grund solcher Aussagen sind folgende Punkte zu berücksichtigen:

  • Aufbau und/oder Festigung der Eigenkompetenz im Umgang mit Medien und ICT
  • erweiterte Kompetenzen bezüglich Medienbildung und Mediendidaktik
  • Fit bleiben im sich schnell wandelnden Thema

Basiskompetenzen

  • Textprogramm
  • Präsentationsprogramm
  • Internetrecherchen
  • E-Mail
  • Einblick ins Web 2.0 unter spezieller Berücksichtigung der «Social Media»
  • Medienbildung und Mediendidaktik
  • Urheberrecht

Kompetenzen in der Medienbildung

«Im engeren Sinne bedeutet Medienkompetenz, sich kritisch, reflektierend, selbstbestimmt und verantwortungsbewusst in der Medienwelt zu bewegen und Medien zum eigenständigen und kreativen Ausdruck zu nutzen»

«Medienkompetenz» wird in der Fachwelt unterschiedlich definiert. Eine der Beschreibungen lautet: «Im engeren Sinne bedeutet Medienkompetenz, sich kritisch, reflektierend, selbstbestimmt und verantwortungsbewusst in der Medienwelt zu bewegen und Medien zum eigenständigen und kreativen Ausdruck zu nutzen» (siehe auch Medienkompass). Im Kontext von Weiterbildung regen diese Worte zu Taten, zum Experimentieren und Handeln an.

Nach Dieter Baacke bedeutet Medienkompetenz soviel wie «die Fähigkeit, in die Welt aktiv aneignender Weise auch alle Arten von Medien für das Kommunikations- und Handlungsrepertoire von Menschen einzusetzen» (Baacke1996, S. 8).

Baacke hat vier Dimensionen der Medienkompetenzen formuliert. Diese sind:

  • die Fähigkeit zur Medienkritik
  • die Medienkunde, Wissen über Medien und deren Produktionsweisen erarbeiten
  • die Mediennutzung, Anwenderkompetenz und interaktiver Umgang mit Medien
  • Mediengestaltung, innovative und kreative Gestaltung von Medieninhalten

Die Lehrpersonen müssen die Gelegenheit erhalten, ihre Kompetenzen in diesen Dimensionen erweitern zu können. Gemäss dem bereits zitierten Bericht ist das Interesse der Lehrpersonen nach «konkreten Unterrichtsszenarien» gross (IEB, S. 52).

Es sind verschiedene Szenarien zur Erhöhung der Medienkompetenz denkbar. Einerseits kann sich die einzelne Lehrperson individuell weiterbilden. Andererseits könnte das Schulhausteam eintägige Weiterbildung zu Medienkompetenzen angehen. Punkto Nachhaltigkeit und Nutzen ist davon eher abzuraten.

Erfolgversprechend haben sich hingegen Angebote erwiesen, die mehrtägig sind und Angebote für Lehrpersonen, Lernende und Eltern beinhalten.

Die grösste Nachhaltigkeit bezüglich Weiterbildung zu Medienkompetenzen kann die schulinterne pädagogische ICT-Beratungsperson errreichen. In ihrem Pflichtenheft muss diese wiederkehrende Aufgabe verankert sein.

Zertifikate

Der Weiterbildungsmarkt ist in der Schweiz traditionell stark verankert und hervorragend ausgebaut. Dazu gehören Kurse, Seminare, Lehrgänge und Nachdiplomstudien, aber auch Lernmöglichkeiten ausserhalb von Kursstrukturen. Bezüglich der Inhalte kann keine klare Grenze zwischen berufsorientierter und allgemeiner Weiterbildung gezogen werden. Das Spektrum der Anbieter ist riesig. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Zertifikat als Bescheinigung eines abgeschlossenen, formellen Bildungslehrgangs. Um ein Zertifikat zu erlangen, müssen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bestimmte Kriterien erfüllen. Diese können Voraussetzung für die Zulassung sein, eine bestimmte Präsenzzeit und/oder die Form eines Abschlusses vorschreiben.

Aktuelle Zertifikate zu «Medien und ICT»

Die bekanntesten Zertifikate im Bereich Medien und ICT sind ECDL (European Computer Driving Licence) und SIZ (Schweizerisches Informatik-Zertifikat) und PICTS (Pädagogischer ICT-Support).

ECDL

ECDL ist ein Informatikanwender-Zertifikat, das praktische Fertigkeiten in den gebräuchlichsten Computeranwendungen bescheinigt. Es ist unabhängig von Herstellern, Plattformen sowie Ausbildungsinstitutionen und entspricht internationalen Standards. Der ECDL enthält multimediale, interaktive Selbstlernlektionen zu sieben ECDL-Modulen: Informationstechnologien, Windows, Word, Excel, Access, PowerPoint und Internet. Aus diesen Modulen wird ersichtlich, dass ECDL eine starke Fokussierung auf Microsoft-Produkte hat. Der Bereich Medienbildung wird gänzlich ausgelassen. Dieses Zertifikat hat nicht die Schule im Visier, sondern eher Verwaltungsangestellte oder Büropersonal in der Privatwirtschaft. Mit dem ECDL-Zertifikat kann nachgewiesen werden, dass Anwenderwissen von Office-Produkten, die Nutzung von E-Mails sowie ein kompetenter Umgang mit dem Internet vorhanden sind. Diese Eigenkompetenzen bringen die Lehrpersonen gemäss ihrer eigenen Einschätzung jedoch bereits mit. Deshalb wird empfohlen, von den Lehrpersonen kein ECDL-Zertifikat einzufordern.

SIZ-Zertifikat

Das SIZ-Zertifikat stellt nicht dieselben Ansprüche wie das ECDL-Zertifikat. Gemäss Ausschreibung nimmt es Rücksicht auf unterschiedliche Berufe. Das Diplom Informatikanwender I fordert Kompetenzen im Bereich E-Mail, Internetnutzung, Präsentation und Textverarbeitung. Insgesamt ist es jedoch nicht für Lehrpersonen konzipiert und genügt deshalb den Ansprüchen der «Betrieblichen Weiterbildung» nicht.

PICTS-Lehrgang

Der PICTS-Lehrgang ist als CAS (Certificate of Advanced Studies) konzipiert. Zielgruppen sind Lehrpersonen aller Stufen, die später die Funktion der pädagogischen ICT-Beratung übernehmen wollen. Einen CAS-Abschluss kann erlangen, wer bereits ein Lehrdiplom, einen Fachhochschul- oder Universitätsabschluss besitzt. Die Bereichsleitung Medienlernen kann Teilnehmende mit gleichwertigen Voraussetzungen «sur dossier» aufnehmen. Im Rahmen  des stufenübergreifenden Medien- und ICT-Konzeptes wird der PICTS-Lehrgang analysiert, überarbeitet und weiter angeboten. Den Schulen wird empfohlen, einer Lehrperson die Teilnahme am Lehrgang zu ermöglichen, um eine ausgebildete Fachperson «ICT-Beratung» in der Schule zu haben.

ICT-Treffs und Tagungen

Die ICT-Treffs und -Tagungen sind niederschwellige Angebote für Lehrpersonen und Schulleitungen, um ihr Wissen im Bereich von Medien und ICT aktuell zu halten oder zu vertiefen.  Sie sind auch der Ort, wo informeller Wissensaustausch stattfindet. Das persönliche Netzwerk soll an den Treffs und Tagungen erweitert und gepflegt werden.  Diese Anlässe greifen schulrelevante Themen auf und beleuchten sie aus verschiedenen Perspektiven. Die Teilnehmenden sollen sich mit ihrem Wissen aktiv einbringen. Die Reflexionen über das Thema sowie der Transfer in den Schulalltag prägen diese Veranstaltungen.

Damit möglichst viele Lehrpersonen, Schulleiterinnen und Schulleiter teilnehmen können, finden diese Veranstaltungen hauptsächlich am Mittwochnachmittag oder samstags statt. Die Unkosten sollen durch die Schule übernommen werden. Um das Gelernte auch dem Schul-Team zugänglich zu machen, sollten die Teilnehmenden verpflichtet werden, im  Schulkonvent über den Anlass zu berichten.

Die Angebote

Aktuell wird ein Weiterbiludungskonzept mit konkreten Angeboten ausgearbeitet. Die künftigen Weiterbildungsangebote im Bereich Medien und ICT werden auf den jeweiligen Seiten der Anbieter aufgeschaltet. Unter «Weblinks & Literatur» wird ab Herbst 2013 auf diese Angebote verwiesen.